Dermatillomanie (Skin Picking)
Wie entsteht Skin Picking?
Mit ihrer Haut beschäftigen sich alle Menschen täglich, etwa beim Waschen oder Pflegen. Auch die Haut gelegentlich zu kratzen, zu drücken oder mit den Fingern abzutasten, gehört zu den unbedenklichen und weit verbreiteten Verhaltensweisen. Etwa zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung gehen jedoch wesentlich brachialer mit ihrer Haut um: Sie ziehen, quetschen, drücken, reiben, zupfen und kratzen heftig daran, schneiden sich oder ziehen kleine Hautstücke (knibbeln) ab. Dazu werden Fingernägel und Zähne, aber auch Werkzeuge wie Pinzetten, Nadeln, Scheren und Messer eingesetzt. Meistens fließt Blut, und es entstehen starke Rötungen, vereiterte Stellen, offene Wunden und Narben. Schmerzen verspüren die Betroffenen während ihrer Prozeduren offenbar keine, da sie automatisch und wie in Trance ihrem zwanghaften Drang nachgehen, die Haut zu „bearbeiten“.
Dermatillomanie Therapie
Die Dermatillomanie oder „Skin-Picking-Disorder“ wird den Impulskontrollstörungen zugeordnet. In der Verhaltenstherapie ähnelt sie stark der Trichotillomanie (dranghaftes Haare ausreißen), bei dem sich das Habit-Reversal Training etabliert hat (siehe Trichotillomanie). Zudem werden Auslöser, Situationen, Gefühlszustände identifiziert, um die eigenen Verhaltensweisen besser zu verstehen und dahinter liegende Gefühlszustände (z.B. Scham oder Schuldgefühle) zu identifizieren. Hilfreich können auch das Eliminieren bestimmter Reize (z.B. Spiegel, Pinzette, etc.) sein, die das Verhalten mit auslösen oder verstärken können (sog. Stimuluskontrolle). Ein großer Bestandteil in meiner therapeutischen Arbeit ist zudem die eigene Bewusstheit durch Achtsamkeitsübungen zu fördern und einen neuen Umgang mit Gefühlen zu entwickeln.
Was kann ich gegen Dermatillomanie tun?
Erste Hilfe Möglichkeiten sind das Abhängen von Spiegeln und das beseitigen von Pinzetten oder sonstigen Hilfsmitteln, die zum Bearbeiten der Haut angewendet werden. Beliebte Tageszeiten, in denen das Skin Picking durchgeführt wird sollten mit anderen Tätigkeiten der Hände gefüllt werden wie z.B. einem Igelball den man knetet, Stricken, basteln, sonstige Geschicklichkeitsspiele die mit den Händen machbar sind.
Eine große Komponente sind die oftmals rasenden Gedanken bei Skin Picking Betroffenen. Hierbei können Entspannungstechniken wie die Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training oder auch achtsamkeitsbasierte Meditationen auf mittelfristige Sicht entgegenwirken. Insbesondere bei täglicher Anwendung z.B. morgens und abends (je mind. 30 min.) können die besten Ergebnisse erzielt werden.
Skin Picking Betroffene haben häufig eine hohe Intelligenz und Leitungsbereitschaft. Die überhöhten Ansprüche führen jedoch meist zu viel zu hohen Erwartungen und einem inneren Druck, der über das Skin Picking abreagiert wird. Diesen Druck zu reduzieren ist das Ziel in einer Psychotherapie, kann aber auch eigenständig bereits beobachtet und aktiv bearbeitet werden, wenn die Motivation groß genug ist. Hierbei hilft es sich täglich z.B. nur die Hälfte dessen vorzunehmen, was Sie eigentlich vor hatten. Dann sind Sie ungefähr bei dem Pensum, das für Sie gesund ist.
In Begleitung und mit Anleitung ist der Weg jedoch oft leichter, was nicht bedeutet, dass es bei Durchführung der oben genannten Techniken und einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst nicht bereits zu wesentlichen Besserungen kommen kann.
Erfahren Sie mehr über den Psychotherapie Ablauf und eine mögliche Hilfe bei Dermatillomanie in der Psychotherapeutischen Praxis Sarah Schwemin.
