Dermatillomanie (Skin Picking)
Skin Picking (Dermatillomanie) verstehen und bewältigen: Ein umfassender Leitfaden
Täglich beschäftigen sich Menschen mit ihrer Haut, sei es beim Waschen oder Pflegen. Einige gehen jedoch wesentlich brachialer mit ihrer Haut um und entwickeln das zwanghafte Skin Picking Verhalten (Dermatillomanie). Etwa zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung neigen dazu, ihre Haut durch Ziehen, Quetschen, Drücken, Reiben, Zupfen oder Kratzen zu bearbeiten. Diese Erkrankung kann bei Betroffenen zu offenen Wunden, Narben und vereiterten Stellen führen, während die Betroffenen anscheinend schmerzfrei ihrem zwanghaften Drang nachgehen – die Dermatillomanie oder auch Skin Picking Disorder.
Therapieansätze bei Dermatillomanie:
Die Dermatillomanie, auch als Skin Picking Disorder bekannt, wird den Impulskontrollstörungen zugeordnet. In der Verhaltenstherapie ähnelt diese Störung der Trichotillomanie (zwanghaftes Haare ausreißen). Ansätze wie das Habit-Reversal Training und das Habit Replacement Training werden angewendet. Dabei werden Auslöser, Situationen und Gefühlszustände identifiziert, um ein besseres Verständnis der Betroffenen für die eigenen Verhaltensweisen zu entwickeln.
Hilfreich können bei Dermatillomanie auch Maßnahmen wie das Eliminieren reizauslösender Objekte (z.B. Spiegel, Pinzetten) sein, um die Stimuluskontrolle zu verbessern. In meiner therapeutischen Arbeit spielt zudem die Förderung der eigenen Bewusstheit durch Achtsamkeitsübungen eine bedeutende Rolle.
Einen gesunden Umgang mit Emotionen lernen
Ein großer Auslöser für den Impuls sich die Haut zu bearbeiten (Skin Picking) sind rasende Gedanken und damit verbundene unangenehme Gefühle. Nun gibt es hier zwei Seiten, unangenehme Gefühle zu betrachten. Auf der einen Seite gilt es, die Häufung unangenehmer Gefühle (und damit das Rasen der Gedanken) zu verringern. Auf der anderen Seite gilt es jedoch auch zu erkennen und zu akzeptieren, dass unangenehme Gefühle Teil unseres Lebens und damit unvermeidbar sind.
Selbst wenn wir es schaffen, immer positiv zu denken und damit uns selbst immer angenehme Gefühle zu bereiten (was höchst unrealistisch ist und wer glaubt, dass diese Beschreibung ihm selbst entspricht unterliegt einer sehr guten Verdrängungsfähigkeit ;-)), sind wir nicht gefeit vor den Gefühlen anderer.
Doch was kümmern mich die Gefühle anderer? Haben Sie schon einmal beobachtet was es mit Ihnen macht, wenn jemand gut Gelauntes mit Ihnen spricht? Und was geschieht wenn jemand übellaunig auf Sie zugeht? Und je nachdem mit welcher Grundstimmung Sie heute unterwegs sind, werden Sie mehr oder weniger anfällig für eine Ansteckung mit den Gefühlen des anderen sein. Aber eine gewisse Ansteckung oder Reaktion wird es immer geben. Und damit sind Sie nicht unabhängig von Ihrem Umfeld.
Und das brauchen Sie auch gar nicht zu sein. Haben Sie einen guten Umgang mit Ihren unangenehmen Gefühlen gelernt, spüren Sie das unangenehme Gefühl zwar trotzdem, aber Sie erkennen, dass es kommt und geht und Sie werden nicht zusätzlich mit Ablehnung auf dieses unangenehme Gefühl reagieren. Haben Sie dies jedoch nicht gelernt (und das betrifft die meisten Menschen auf dieser Welt) werden Sie in eine innere Ablehnung kommen und genau dieser Widerstand führt zum Leiden. Und damit zu Symptomen.
Bei Skin Picking Disorder ist es dann eben das Bearbeiten der Haut. Betroffene könnten genau so gut Alkohol trinken, aber (zum Glück!) ist es „nur“ das Bearbeiten der Haut, was weitaus weniger schlimme Folgen mit sich zieht als Drogen oder Alkoholkonsum.
Skin Picking als Symptom verstehen:
Es ist entscheidend zu erkennen, dass Dermatillomanie (Skin Picking Disorder) nur ein Symptom ist und nicht die eigentliche Ursache. Ähnlich wie die Schmerzen bei einem Beinbruch nur ein Symptom sind, muss die Ursache der Erkrankung behoben werden, um das Verhalten der Betroffenen zu stoppen.
Ein wesentlicher Auslöser für den Impuls, die Haut zu bearbeiten, sind rasende Gedanken und die damit verbundenen unangenehmen Gefühle. Hierbei gilt es, einerseits die Häufung dieser Gefühle zu verringern und andererseits zu akzeptieren, dass unangenehme Gefühle ein unvermeidbarer Teil des Lebens sind.
Strategien zur Selbsthilfe für Betroffene:
Reizauslösende Objekte eliminieren: Entfernen Sie Spiegel und Pinzetten, ziehen Sie Handschuhe an, Hängen Sie Zettel an die „gefährlichen Orte“ um dort bewusster das Verhalten zu bemerken und um das Verhalten zu unterbrechen.
Beschäftigung der Hände: Füllen Sie Zeiten des Skin Pickings mit anderen handgeschickten Aktivitäten wie dem Kneten eines Igelballs, Stricken oder Basteln.
Entspannungstechniken anwenden: Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Phantasiereisen und entspannende Techniken wie Yoga Nidra können kurz- und langfristig gegen innere Unruhe und Stress helfen. Täglich morgens und abends angewandt sind sie sehr wirkungsvoll.
Achtsamkeit: Achtsamkeitsbasierte Meditationen können helfen, die eigenen Gedanken und Gefühle besser wahrzunehmen und frühzeitig auf den Drang des Skin Pickings mit Gegenmaßnahmen zu reagieren. Auch diese sollten täglich angewandt werden, um eine echte Veränderung zu bewirken. Hilfreich hierfür ist z.B. diese Übung.
Realistische Erwartungen setzen: Reduzieren Sie den inneren Druck durch die Festlegung realistischer Ziele und Erwartungen.
Positive Selbstverbalisation: Üben Sie freundlicher, geduldiger und liebevoller mit sich selbst zu sprechen. Hilfreich hierfür kann das tägliche Üben von Metta Meditationen sein.
SOS Gefühlsübung bei starkem Drang:
In Begleitung (z.B. durch eine Psychotherapeutin) und mit Anleitung ist der Weg für Betroffene bei Skin Picking Disorder (Dermatillomanie) jedoch oft leichter, was nicht bedeutet, dass es bei Durchführung der oben genannten Techniken und einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst nicht bereits zu wesentlichen Besserungen kommen kann.
Erfahren Sie mehr über den Psychotherapie Ablauf und eine mögliche Hilfe bei der Erkrankung Dermatillomanie (Skin Picking Disorder) in der Online-Therapie der Psychotherapeutischen Praxis Sarah Schwemin.